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Wir fahren gen Engeland

von Andreas Kühn (Cadfael)

Kapitel 1: Wir fahren gen Engeland

Vorwort
 
Obwohl die Geschichte meine erste Englandreise beschreibt, habe ich sie mit Aufnahmen aus all meinen Englandreisen bebildert. Daher tauchen sowohl Bilder meiner GS500EUS, als auch meiner GPZ500S (dritte und vierte Reise) auf.
 
Präludium
 
1993 war ich das erste Mal in England. Mit dem Auto und meiner Frau. Hauptziel unserer vierzehntägigen Reise waren die Grafschaft Shropshire und der Norden von Wales gewesen. Aufhänger zu diesem Trip waren die mittelalterlichen Kriminalromane um Bruder Cadfael, welche die Autorin Ellis Peters in besagter Gegend um 1140 angesiedelte.
 

Im Juli 1995 meisterte ich meine Prüfung zum Motorradführerschein – und wenige Wochen später den Gerichtstermin für die Scheidung von meiner Frau. Es gab zwar eine neue Liebe, die Kawasaki Estrella, doch aus Vernunftgründen hatte ich mich dann doch gegen eine gemeinsame Zweisamkeit und für eine vollverkleidete Suzuki GS500EUS entschieden, die zwecks zukünftiger Reisen mit Koffer- und Topcasehaltern ausgestattet war.
 

Im Dezember 1995 begann ich mit der Planung meiner ersten England-Motorrad-Tour. Da ich ein Angsthase bin, wollte alles wohl geplant und durchdacht sein. Ich entschied mich, wie drei Jahre zuvor, die damals noch existierende Fährverbindung von Dünkirchen nach Ramsgate zu nehmen. Nach ausführlichen Studien mehrerer Karten, und den Schauplätzen diverser Kriminalromane im Kopf, entschied ich mich für die Route Canterbury, Hunstanton, Chorley, Shrewsbury, Woodstock, Hastings. Alles in allem, rund 3000 Kilometer in 14 Tagen.
Da ich nie zu den Gutverdienenden gehört habe und mein Budget entsprechend knapp war, suchte ich mir, der Route entsprechend, Orte zur Übernachtung aus und schrieb die Tourist Information Centres an und bat um Broschüren. Das Internet war noch in seinen Kinderschuhen. Meine Wahl fiel meist auf die B&Bs der unteren Preislage.

Ein weiterer Punkt um Geld zu sparen ist die Selbstversorgung mit Tabak, denn in England waren die Preise für Rauchmittel schon damals horrend! Bis zu ein Kilo des Gewächses darf man bei sich führen. Überschüssigen Tabak kann man in Pubs zum Selbstkostenpreis einfach an die Einheimischen loswerden. Er ist dort heiß begehrt.

 
Wir fahren gen Engeland

 
Am Morgen des 27. Juli 1995 gegen 8 Uhr war es soweit. Es war zwar recht frisch, der Himmel kündete aber von einem schönen Tag, der mich erwarten würde. Alles war gepackt und Augustus sicher im Rucksack verstaut. Es konnte losgehen.
 

Nachdem ich das Motorrad aus der Garage
geschoben, die Koffer und das Topcase montiert und die Kartentasche fixiert hatte, betätigte ich den Anlasser. Die Halblitermaschine sprang zuverlässig an und nach kurzer Warmlaufphase konnte ich den Choke weg drehen. Ich schwang mich auf die Suzi. Es ging los.
Von der gegenüberliegenden Straßenseiten aus verabschiedete uns ein mehrköpfiges Damenkomitee von uns. Eine kleine Kuhherde unterbrach für kurze Zeit ihr Frühstück und begleitete die Suzi, Augustus und mich bis zum Ende der Abzäunung. Im Rückspiegel sah ich, wie sie uns nach schauten und winkte ihnen zum Abschied zu.
 

Nach 15 Kilometern war die niederländische Grenze bei Venlo erreicht. Meinen ersten Halt machte ich vor Eindhoven. Eine Zigarette, einen Schluck Wasser und ein Blick auf den Motor. Alles in Ordnung? Weiter ging es an Eindhoven vorbei über die Autobahn nach Belgien. Während ich genau dem Klang des Zweizylinders lauschte, schaute sich mein Stoffstier Augustus während dessen die bildhübschen Kühe auf den Weiden an.
 

Er hingegen wurde von manchen Eltern zur Ablenkung für die kleinen Quengelgeister auf den Rücksitzen genutzt, wie zahlreiche durch die Heckscheibe winkende Kinder bewiesen.
Nach 15 Kilometern war die niederländische Grenze bei Venlo erreicht. Meinen ersten Halt machte ich vor Eindhoven. Eine Zigarette, einen Schluck Wasser und ein Blick auf den Motor. Alles in Ordnung? Weiter ging es an Eindhoven vorbei über die Autobahn nach Belgien. Während ich genau dem Klang des Zweizylinders lauschte, schaute sich mein Stoffstier Augustus während dessen die bildhübschen Kühe auf den Weiden an.
Er hingegen wurde von manchen Eltern zur Ablenkung für die kleinen Quengelgeister auf den Rücksitzen genutzt, wie zahlreiche durch die Heckscheibe winkende Kinder bewiesen.
 
Dass man die Niederlande verlassen hat und in Belgien ist, merkt man am meisten an den vielen Überresten von geplatzten LKW-Reifen, die auf der Standspur liegen. Ein merkwürdiges Phänomen, dass einer Doktorarbeit durchaus würdig wäre!
Obwohl ich bestimmt nicht in der Hauptverkehrszeit Antwerpen passierte, bleibt mir diese Stadt verkehrstechnisch in keiner guten Erinnerung. Motorradfahrer scheinen dort Freiwild zu sein und man sollte sich auch bestens auskennen woher man kommt und wohin man will. Rache der Antwerpener für die Taten unserer Groß- und Urgroßväter?
 
Hinter Antwerpen, bei Kilometer 190, war der erste Tankstopp geplant. Der geneigte Leser sollte nicht vergessen, dass es damals den Euro noch nicht gab. Für einen Urlaub in England hieß es daher seinen Tankstopp planen, wenn man nicht mehr als drei Währungen mit sich tragen wollte.
Neben dem Tanken wurde die Rast wieder für eine Zigarette, einen Schluck Wasser und ein Blick auf den Motor genutzt. Anscheinend alles in Ordnung.
 

An Gent vorbei steuerte ich der Nordseeküste zu, bog aber kurz vorher in Richtung Frankreich ab, wo es über drittklassige Straßen nach Dünkirchen ging.
Gut im Zeitplan wartete ich an den Fähranlagen auf den Zeitpunkt zum Einchecken. Auf einem Rasenstück entlang des eingezäunten Parkplatzes ließ ich mich nieder. Augustus saß neben mir im Rucksack. Wir waren beide froh, das erste Teilstück geschafft zu haben.

Wenige hundert Meter auf dem Motorrad und ein paar Stunden weiter würden wir in England, Augustus Heimat sein, doch zuerst wartete der Bauch der Fähre.
 
Nachdem die Suzi unter Deck des Schiffes fest verzurrt war, sah ich mich an Bord um. Das grün-blaue Wasser des Ärmelkanals war ruhig, der Himmel leicht bewölkt. Nichts stand einer ruhigen Überfahrt entgegen. Auf den Planken des Promenadendecks verspeiste ich die letzten Reste der Waffeln, die ich im Rucksack gehabt hatte.

 
Dann kamen die Kreideklippen der Südwesteküste Englands in Sicht. Nicht so hoch und schön wie die Klippen bei St. Margaret’s und Dover, aber dennoch erhebend. Kurze Zeit später zeigte sich eine an die Felsen geschmiegte Stadt. Ramsgate in Sicht.

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