Das traurige an der Sache war, dass eine Vertragswerkstatt den letzten Kundendienst an der Maschine ausführte und so eine Schlamperei hinterließ. Damit der Kunde von dem Pfusch nichts merken sollte, wurde eine Sechskantmutter auf den verbliebenen Stumpf mit etwas Lot aufgeklebt. Von nun an lief die XS problemlos und zuverlässig. Ich kam jedenfalls über die nächsten 23.000 km gut mit ihr klar. Eine Motorradgruppe findet sich Unseren allwöchentlichen Sonntagstouren schlossen sich inzwischen immer mehr Motorradfahrer an, aber der harte Kern bestand nur aus vier Fahrern. Die anderen kamen wie sie Lust und Laune hatten. Mit der Zeit wurde es für mich immer schwieriger, neue und interessante Ziele in unserer Umgebung zu finden. Abends saß ich oft mit der Generalkarte am Tisch und plante die nächste Sonntagstour. Da zur Sonntagsausfahrt auch immer ein Cafebesuch gehörte, kamen schon bald die ersten Sozias mit. Einige Motorradfahrerinnen, zu denen auch meine Tochter gehörte, hatten wir ja schon.
In dieser Zeit sammelte ich meine Erfahrungen als Tourenführer. Diesen Job hatte ich mir nicht ausgesucht, aber da ich unsere Gegend am besten kannte, fiel mir das eben so zu. Als verlässlicher Partner und selbsternannter Schlussmann stand mir mein Freund Werner mit seiner Choppergülle zur Seite. Auf Technikprobleme und Erste Hilfe war mein Schwager Horst spezialisiert. Innerhalb einer Gruppe zu fahren erfordert ein gewisses Maß an Rücksichtnahme gegenüber den anderen Gruppenmitgliedern. Man muss akzeptieren, nicht innerhalb der Gruppe zu überholen und dass der langsamste das Tempo bestimmt. Unseren jungen Wilden war das manchmal schwer zu vermitteln. Hatte ich stets Neulinge direkt hinter mir postiert, so musste ich einmal erleben wie mein Schützling während einer längeren Kurvenstrecke nach hinten durchgereicht wurde und sich jeder in ihren etwas größeren Sicherheitsabstand hineinzwängte. Das Mädel war völlig deprimiert und sah sich wohl schon in einer ihr fremden Umgebung alleingelassen. Hinter ihr waren nur noch Horst und Schlussmann Werner. Mich machte dieses Gruppenverhalten traurig und wütend zugleich und ich war nahe dran künftig alleine zu fahren. Wir waren ja kein Club oder Verein, sondern nur einige Motorradbegeisterte die zusammen fahren wollten. Trotzdem sah ich jetzt die Zeit gekommen einige Grundregeln festlegen zu müssen, die im wesentlichen so aussahen:
Jeder Mitfahrer fährt eigenverantwortlich. Innerhalb der Gruppe soll nicht überholt werden. Jeder Fahrer achtet darauf seinen Hintermann nicht zu verlieren. Bei Tourantritt sollte jedes Motorrad voll getankt sein. Muss unterwegs einer nachtanken, so tanken alle, um nicht die Gruppe mit weiteren Tankpausen aufzuhalten. |